Geschichte des Proportionalzirkels

Ursprünge des Proportionalzirkels und die Prioritätsansprüche Galileis

Der Ursprung des Proportionalzirkels läßt sich zwar nicht exakt zurückverfolgen, jedoch gilt GALILEI für die Großzahl deutscher Autoren des 17. Jhs. als dessen "Erfinder" . Ivo Schneider bezweifelt dies, räumt jedoch ein, daß er für die weite Verbreitung der von ihm konzipierten Version dieses Instrumentes verantwortlich ist.

Die Publikation dieses Streites und einer Übersetzung von GALILEIS Traktat über den Proportionalzirkel zusammen mit dem Verkauf des Instrumentes an einflußreiche Europäer bewirkte, daß das Instrument in ganz Europa als Erfindung GALILEIS bekannt wurde.

Ein von GALILEI hergestelltes Instrument findet sich im Istituto e Museo di Storia della Scienza in Florenz in Italien.

Französischer Proportionalzirkel von Butterfield, Paris


Älter als Proportionalzirkel sind die Reduktionszirkel. Sie haben feste Schenkellängen und keine Rechenskala; daher gestatten sie lediglich, Strecken mit einem gleichbleibenden Verhältnis ineinander umzuwandeln.  

Reduktionszirkel für Streckenverhältnisse von 1:5 bzw. 1:3


Ursprung des Proportionalzirkels der zweiten Form

Die Erfindung dieser Form des Proportionalzirkels läßt sich laut SCHNEIDER nicht genau zurückdatieren, jedoch existiert eine deutsche Beschreibung des Instrumentes aus dem Jahre 1604 von LEVIN HULSIUS. Dieser spricht JOBST BÜRGI einzig die Erfindung zu:

" Kunstliebender Leser/ dieser Zirckel wirdt bey M. Jobst Burgi, so sie selbst macht/ vnd bey mir Levino Hulsio zu kauff gefunden/ vnnd mag ich das mit Wahrheit schreiben/ daß etliche in andern Stätten denselben sich nachzumachen vnderstanden / sie haben aber in der Theilung nicht zutroffen." (SCHNEIDER 1970, S. 23)

Auch diese Form des Zirkels fand rasche Verbreitung in Europa, weniger jedoch als die Form GALILEIS, bedingt durch hohe Herstellungskosten und die Abnutzung ihrer Spitzen, was zu unpräzisen Berechnungen führen konnte.

Einen Proportionalzirkel aus der Werkstatt von BÜRGI findet sich im Museum für Astronomie und Technikgeschichte in Kassel.    

Proportionalzirkel der zweiten Form

England


Es erschien in der Folgezeit eine Vielzahl von Büchern, in denen der Gebrauch des Proportionalzirkels beschrieben wurde.
Hier eine Auswahl bekannter Autoren: George Adams, Nicolas Bion, Jakob Leupold, Kaspar Schott, Kaspar Uttenhofer.


Verschiedene Bezeichnungen für den PZ:

Deutschland: Beginn des 17. Jhs.: Schrägmeß, künstliches Schrägmeß, Proportionatorium, Ebenpasser
Frankreich: compas de proportion
Italien: compasso proportinale oder compasso di proportione
England: sector
Lateinisch: circinus proportionalis

Als weitere Bezeichnungen finden sich in der Literatur: Polymetron, Pantometron, Polygraphometrum novum, Instrumentum Partium, Instrumentum Proportium, Analogisches Arithmetrisch-Geometrisches Proportional-Instrument (SCHNEIDER 1970, S. 28).


Quelle:

I. SCHNEIDER: Der Proportionalzirkel - Ein universelles Analogrecheninstrument der Vergangenheit. Abhandlungen und Berichte des Deutschen Museums, 38. J., Heft 2, München 1970


Wegweiser:

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Information Balthasar
Neumann
Instrumentum
Architecturae
Proportionalzirkel Säulen
Einleitung
kurz Lebens-
daten
Bauwerke Überblick Überblick Überblick
ausführlich Wirken Der Mathematiker Beschreibung Geschichte Bestandteile
(Komponenten)
Typen
(Ordnungen)
fachlich Rechnen Konstru-
ieren
Grundlagen Linien Säulenkonstruktion mit dem
Instrumentum Architecturae