Pädagogisches Programm der Jesuiten
 
Athanasius Kircher erfand und fertigte 1661 das Organum mathematicum als Lehrmittel, er verfasste eine Anleitung für den Lehrer   und Kaspar Schott schrieb sein Organum  mathematicum von 1668 als Lehrbuch für  Studenten. Zugleich machte er damit das Lehrmittel bekannt und machte Werbung dafür. All dies war Teil eines umfassenden pädagogischen Programms der Jesuiten.

Das jesuitische Schulsystem war ursprünglich ausgerichtet auf die Ausbildung des eigenen Ordensnachwuchses. 
Ende des 16. Jahrhunderts öffnete es sich auch für weltliche Schüler. 

Es gab zunächst kein ausdrückliches pädagogisches Programm, doch wiesen die Jesuitenschulen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf:

  • Verzicht auf Schulgeld, um auch für die Armen zugänglich zu sein;
  • Vereinbarkeit des Christentums mit dem zeitgenössischen Humanismus, d.h. Vertretung des optimistischen Menschenbildes und Orientierung an den Klassikern;
  • Vermittlung des Lehrstoffes in ansprechender Form, d.h. durch Disputationen und Theater;
  • Angebot eines entwickelten religiösen Programms neben dem schulischen Angebot;
  • Betonung des persönlichen Vorbildes.
Um eine möglichst einheitliche Ausbildung an allen Jesuitenschulen zu erreichen, wurde – nach vielen Vorarbeiten – 1599 die Ratio studiorum als Studienordnung erlassen.

Sie regelte das gesamte Unterrichtswesen der Societas Jesu und blieb bis zur Aufhebung des Ordens 1773 verbindlich. 

Die Ratio studiorum ist durch Einheit, Festigkeit und Klarheit in Ziel und Mitteln sowie durch planmäßige Ordnung in Ausbildung der geistigen Fähigkeiten der Schüler ausgezeichnet ist. 
 


Hohe Schule in Würzburg 1582
Fries-Chronik
 
Sie ist kein systematischer Aufbau des Erziehungs- und Unterrichtswesens an den Jesuitenkollegien, sondern bietet den Lehrstoff und die Lehrmethoden in Form einer Sammlung von praktischen Regeln für die Leiter der Universitäten und Gymnasien und deren ausführende Organe. 

Sie richtet sich an die Provinziäle, Rektoren, Studienpräfekten und Professoren und enthält Anweisungen über die Organisation des Lehrbetriebes an den Kollegien, über Unterrichtsinhalte, Ziele und Methoden

Sie grenzt die Kompetenzen der verschiedenen Leiter ab, gibt Bedingungen für die Aufnahme und den Austritt und regelt das Vorgehen bei Prüfungen und Preisverteilungen.

All diese Regelungen sind von der Erziehungsidee der Jesuiten getragen.
Charakteristisch für eine Jesuitenschule sind:

  • Wertschätzung des einzelnen;
  • Fähigkeit zur Reflexion;
  • Verpflichtung zur Gerechtigkeit;
  • die Frage nach Gott wachhalten.
Kurz gesagt: Erziehen im Geist des heiligen Ignatius heißt, Mut machen für das Leben!

Zu weiteren Themen:
Schüler Kircher Handbuch
München Organum Florenz

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Mehr über das Erziehungssystem der Jesuiten:
Pädagogik der Jesuiten

Mehr über Athanasius Kircher:


 

 


© Dr. Rita Haub, Historikerin