Astrologie

Vorwort aus:
 Kaspar Schott, Organum mathematicum, Nürnberg 1668
Übersetzung: Pater Alban Müller SJ


Daß die Astrologie sich von der Astronomie unterscheidet, weisen schon die Namen der beiden auf. Astronomie betrifft die Gesetzmäßigkeit und die Ordnung der Sterne, deren Natur, Ort,  Reihe, Größe, Entfernung und andere aufzuspürende Eigenschaften und Phänomene. 
Die Astrologie betrifft die Vorauskenntnis oder Vorhersage aus den Sternen, den Eigenschaften der Sterne, den Bewegungen, dem Zusammentreffen, dem Aussehen und ähnlicher Eigenschaften. Von daher wird sie nicht ohne Berechtigung bezeichnet als Seherin, Wahrsagerin und Entscheiderin, weil es ja deren Aufgabe ist, mit Hilfe der täglichen und oft wiederholten Erfahrungen die Kräfte und Wirkungen der Sterne, besonders der Planeten, genauer zu erforschen; die Veränderungen in den Grundstoffen und stofflichen Körpern bei den verschiedenen Stellungen am Himmel festzustellen, Regeln über die Temperamente und Veranlagungen des menschlichen Leibes für die Ärzte, über die Veränderungen der Luft, über das Auftreten von Winden, Regen, Trockenheit, Unfruchtbarkeit für die Bauern und Seefahrer aufzustellen, selbst weit in der Zukunft liegende Ereignisse anzukündigen. 
Wenn sie sich in diesen Grenzen hält und nicht die Herrschaft über die freie Entscheidung der Menschen an sich reißt, ist sie lobenswert und nichts Unwertes, deren Kenntnis auch die Fürsten erlangen sollten. 

Um deren Kenntnis seinem Fürsten einzuträufeln, hat der Autor des Organum das siebte Fach zusammengestellt und mit den verschiedenen Tabellen versehen und durch ein eigenes Büchlein erklärt. Auch wenn er dem Fach und dem erwähnten Buch als Titel Astronomie oder über die Bewegung der Planeten gegeben hat, vielleicht weil ein Teil der Tabellen der Astronomie und der Bewegung der Planeten, um sie für bestimmte Zeiten zu bestimmen, gewidmet ist, so möchte ich doch lieber diesem Buch den Titel Astrologie geben, weil das, wovon gehandelt wird, mehr Astrologisches als Astronomisches betrifft, wie aus dem zu Sagenden ersichtlich wird.

So erkläre ich als erstes recht summarisch, was im siebten Fach und Büchlein niedergelegt ist; danach lege ich selbst ein Büchlein mit fehlerlosen Tabellen vor.


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