Ferdinand
Orban
Jesuit und Sammler |
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Ferdinand
Orban wurde am 6. Mai 1655 in Kammer bei Landshut geboren und trat
1672 in den Jesuitenorden ein. Er absolvierte seine Studien der Theologie
und Philosophie in Ingolstadt.
1688 wurde er Professor für Mathematik in Innsbruck, wo er bis 1692 auch als Hofprediger wirkte. Nach kurzen Aufenthalten in Ingolstadt und Burghausen war er 1695 bis 1702 Prediger in St. Martin in Landshut, wohin er 1719 nach einer langjährigen Tätigkeit in Düsseldorf als Beichtvater des Kurfürsten Johann Wilhelm zurückkehrte. Drei Jahre später wurde er nach Ingolstadt versetzt, wo er am 30. Dezember 1732 starb. Mit den Vorgesetzten seines Ordens hatte Ferdinand Orban wiederholt Schwierigkeiten. Sie warfen ihm Ungehorsam und mangelnde Armut vor. Letzteres wohl im Hinblick auf seine sozialen Stiftungen wie Spitäler in Düsseldorf und Landshut, und vor allem wohl wegen seiner Sammlung. Diese Sammlung hatte Orban in seinen Innsbrucker Jahren begonnen und durfte sie bei seiner Versetzung nach Ingolstadt im Einvernehmen mit seinem Orden mitnehmen. Noch im Jahre 1725 errichtete ihm das dortige Jesuitenkolleg im Garten einen eigenen Museumsbau für seine Kuriositätensammlung, in der sich ein so aufsehenerregender Gegenstand wie die Hirnschale Oliver Cromwells befand, ein Geschenk des britischen Herzogs Marlborough. Orbans Bekanntschaft mit regierenden Fürsten und die weltumspannende Missionstätigkeit des Jesuitenordens machten sich bei der Erwerbung seltener Ausstellungstücke bezahlt. Das Museum - vergleichbar mit dem Museum Kircherianum des Athanasius Kircher in Rom - umfasste mathematische, physikalische und astronomische Instrumente, Textilien, Waffen, Kleinplastiken, Steinschnitte und Gemälde, eine Münzsammlung, ostasiatisches Kunsthandwerk und Mineralien, Muscheln und Insekten. Zu dieser Sammlung gehörte auch ein Organum mathematicum. Die Vielfalt der Orbanschen Sammlung spiegelt die weitgespannten geistigen Interessen Ferdinand Orbans wieder, der sich mit Mathematik, Physik, Astronomie und Alchemie beschäftigte. Zugleich ist sie ein Beitrag für den Aufschwung der Naturwissenschaften im 17. und 18. Jahrhundert, zu dem auch Mitglieder des Jesuitenordens einen beachtlichen Beitrag leisteten, wie Athanasius Kircher, Christoph Scheiner und Kaspar Schott. DieSammlung fiel nach der Auflösung des Jesuitenordens an den bayerischen Staat. |
Von Giorgio
Rapparini entworfene Medaille
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© Dr. Rita Haub, Historikerin