Friedrich Prym

 

1841  Geboren am 28. September in Düren bei Aachen
1859-1863  Studium in Berlin, Heidelberg und Göttingen 
1863  Promotion zum Dr. phil. an der Universität Berlin
1863-1865  Volontariat im Bankhaus Schoeller in Wien
1865-1869  Professor am Polytechnikum in Zürich
1869  o. Professor Universität Würzburg
1909  Emeritierung
1915  Gestorben am 15. Dezember in Bonn


1. Kindheit und Jugend

Friedrich Emil Prym wurde am 28. September 1841 in Düren in der Nähe von Aachen als das älteste von sechs Kindern des Tuchfabrikanten Richard Prym und seiner Ehefrau Ernestine, geborene Schoeller, geboren. Die Eltern waren vermögend. So verlebte Friedrich eine unbeschwerte Kindheit in seinem Elternhaus "im Fisch" am Markt in Düren. Er besuchte das Stiftsgymnasium in Düren und legte dort 1859 das Abitur ab. Ausgeprägt waren seine Neigungen für die Naturwissenschaften und Technik. Wegen seiner extremen Kurzsichtigkeit war es ihm jedoch nicht möglich, diesen Interessen später auch beruflich nachzugehen. Seine Eltern erwarteten von ihm, sich kaufmännische Kenntnisse anzueignen, um einmal den Betrieb übernehmen zu können. Sie billigten ihm aber trotzdem ein Studium der Mathematik bis zur Promotion zu. 

2. Studium

Friedrich Prym begann sein Studium im Wintersemester 1859/60 in Berlin. Im zweiten Semester hörte er bei Elwin Bruno Christoffel eine Vorlesung über Differentialgleichungen. Dieser sollte für seine weitere wissenschaftliche Entwicklung wichtig werden. Der 12 Jahre ältere Privatdozent stammte aus Monschau und hatte sich gerade habilitiert. Prym blieb mit ihm auch in Verbindung, als er im Wintersemester 1860/61 sein Studium unterbrach, um sich während einer Krankheit seines Vaters um den Betrieb zu kümmern. Im Sommersemester 1861 ging er nach Heidelberg, vor allem um bei Bunsen am chemischen Praktikum teilzunehmen. Christoffel riet ihm, nach Göttingen zu wechseln, um dort Bernhard Riemann kennenzulernen. So ging Prym für zwei Semester dorthin. Bei Riemann hörte er den zweiten Teil der Vorlesung über "Theorie der Functionen einer complexen Größe" und eine Vorlesung über Partielle Differentialgleichungen. Die Begegnung mit Bernhard Riemann wurde zu einem Schlüsselerlebnis für Prym, das sein ganzes wissenschaftliches Lebenswerk prägte und bestimmte.

Prym ging 1862 wieder nach Berlin, hörte bei Ernst Eduard Kummer Zahlentheorie und begann die Arbeit an seiner Dissertation: "Theoria nova functionum ultraellipticarum. Pars prior". Hier wurde von ihm erstmals ein wichtiger Funktionstyp ausführlich nach den Ideen Riemanns "mit ausgesprochener didaktischer Tendenz" bearbeitet, wie Felix Klein schreibt. Eduard Kummer wies in seinem Gutachten darauf hin, daß es sich dabei um eine "für viele Mathematiker brauchbare Arbeit" handelt, weil in ihr die noch wenig verbreitete Riemannsche Methode auf eine bestimmte und begrenzte Aufgabe angewendet wird, so daß ihre Bedeutung deutlich wird. Prym wurde noch vor Ablauf seines 6. Semesters am 21. Februar 1863 mit der bestmöglichen Note "eximia cum laude" zum Dr. phil. promoviert. Bei den Feierlichkeiten zu seinem 50. Doktorjubiläum berichtete Prym über die großzügige Behandlung in seiner mündlichen Prüfung. Sie habe ihn veranlaßt, später selbst milde zu prüfen und die Leistung des Prüflings möglichst günstig zu beurteilen.
 

3. Volontariat

Wie versprochen, begann Friedrich Prym 1863 als Volontär im Bankgeschäft seines Onkels Alexander Schoeller in Wien. Diese Lehrzeit wurde für ihn sehr wichtig. Hier wurde seine Fähigkeit ausgebildet, das später ererbte Vermögen zu verwalten. 

In dieser Zeit fertigte er auf der Grundlage von Mitschriften seines Freundes Karl Hattendorff autographierte Vervielfältigungen von Riemanns Vorlesungen an, die auf allgemeines Interesse stießen. Dort verfaßte er auch aus seiner Dissertation eine Abhandlung über ultraelliptische Funktionen, die 1864 bei der Akademie der Wissenschaften in Wien erschien. Bei dieser Arbeit hatte er bemerkt, daß sich analog zu den ultraelliptischen Funktionen auch eine Theorie der hyperelliptischen Funktionen entwickeln lassen muß. Die Grundideen skizzierte er bereits in dieser Abhandlung. Für die Ausarbeitung dieser Theorie erhielt er bei einer Begegnung mit Riemann in Italien wichtige Impulse. Prym schrieb über seinen Besuch bei Riemann: "Im Frühjahre 1865 war mir das Glück zu Theil geworden, bei meinem hoch verehrten Lehrer Riemann in Pisa, wo derselbe sich seiner Gesundheit wegen aufhielt, einige Wochen zubringen zu können.... Bei dieser Gelegenheit wurde mir von Riemann eine Formel ... mitgetheilt, die für die Theorie der Thetafunctionen als eine fundamentale anzusehen ist, und ich verfasste auf seine Anregung hin einen Beweis für diese Formel, dessen Gang auch die Zustimmung meines Lehrers fand. Zu einer Verwerthung der erwähnten Formel gelangte ich aber damals nicht, einmal, weil eine Verschlimmerung in dem Befinden Riemann's weitere Besprechungen unmöglich machte, dann aber auch, weil eingehendere... Untersuchungen, deren vorherige Durchführung mir nothwendig erschien, mich ganz in Anspruch nahmen." Über 10 Jahre später griff er die Untersuchungen über die "Riemannsche Thetaformel" wieder auf. Zunächst befaßte er sich jedoch weiter mit der Theorie der hyperelliptischen Funktionen.
 

4. Berufung nach Zürich

Nachdem Prym sein Volontariat in Wien beendet hatte, plante er, nach Düren zurückzugehen und dort privat den Anregungen Riemanns nachzugehen. Doch Elwin Bruno Christoffel, mit dem Prym im Briefwechsel stand und der 1862 ordentlicher Professor für Mathematik am Polytechnikum in Zürich geworden war, riet ihm zu einer wissenschaftlichen Laufbahn. Prym erfuhr von ihm auch Näheres über eine weitere dort ausgeschriebene Professur und bewarb sich beim Schweizerischen Schulrat um diese Stelle. In seinem Bewerbungsschreiben führt er seine Dissertation und die bei der Wiener Akademie veröffentlichte Arbeit an. Dann gibt er offen zu, bisher nicht über besondere Lehrerfahrung zu verfügen, weist aber dar auf hin, daß sein Bedürfnis, einer geregelten Lehrtätigkeit nachzugehen, jedes andere überwiegt. Er schreibt: "Sie sehen, ich bringe Ihnen keinen berühmten Namen mit, auch keine durch lange Dauer erprobte Lehrtüchtigkeit: aber ich bringe mit die Begeisterung für meine Wissenschaft und fühle in mir den Beruf, durch Wort und Schrift dieser Begeisterung Ausdruck zu geben."

Durch die Empfehlung von Christoffel wurde Prym 1865 nach Zürich berufen. Seine Lehrverpflichtung betrug 12 Semesterwochenstunden bei einem Jahresgehalt von 200 Franken zuzüglich Anteilen an Kolleggeldern und einer Kündigungsfrist von 3 Monaten vor Ablauf des Semesters. Im Wintersemester 1865/66 nahm er dort die Lehrtätigkeit auf. 1866 konnte er dann seine Untersuchungen über hyperelliptische Funktionen in Zürich veröffentlichen. Dieser Abhandlung von Prym und Arbeiten von Gustav Roch war es zu danken, daß die Riemannsche Abhandlung über die "Theorie der Abelschen Funktionen", die nach dem Urteil von Alexander Brill und Max Noether in ihrer knappen Darstellungsform, ihrer Gedankenfülle und ihrer Tiefe für die mathematische Welt ein Buch mit sieben Siegeln geblieben war, den Mathematikern erschlossen wurde und lebhaftes Interesse fand. 1866 starben Bernhard Riemann und Gustav Roch. Prym fiel nun zunächst allein die Aufgabe zu, die Riemannsche Lehre weiterzuführen. Seine Eltern akzeptierten seine Entscheidung. Die Firma seines Vaters wurde im Jahre 1869 aufgelöst. Nur dreieinhalb Jahre lehrte Friedrich Prym in Zürich, dann erhielt er einen neuen Wirkungsbereich in Würzburg.
 

5. Berufung nach Würzburg

Auf Betreiben des Physikers Rudolph Clausius, der 1867 von Zürich nach Würzburg berufen worden war, war in Würzburg ein zweites Ordinariat für Mathematik eingerichtet worden. Der Berufungsvorschlag nennt an erster Stelle Prym, dann gleichzeitig Schwarz aus Halle und Hattendorff aus Göttingen. Das Gutachten über Prym führt seine Veröffentlichungen auf und urteilt dann: "Diese Arbeiten, welche die Riemannschen Theorien behandeln, bezeugen, wie allgemein anerkannt wird, ein sehr gründliches Verständniß dieses wichtigen und schweren Gebietes und großes Talent, sowohl in Bezug auf die Behandlung verwickelter mathematischer Aufgaben, als auch in Bezug auf die Darstellung." 
Prym erhielt den Ruf und nahm ihn an. Er wurde zum 1. April 1869 berufen und erhielt ein Gehalt von 1600 Gulden. Anfang April siedelte Prym mit seiner Familie nach Würzburg über.

Der Beginn war mühsam. Im Rückblick schrieb er 1913 einem Kollegen über die Situation: 

"Als ich im Frühjahr 1869 nach Würzburg kam und meine hiesige Tätigkeit begann, war hier kein Studierender der Mathematik vorhanden. Im folgenden Schuljahre (W-S. 1869/70 + S-S. 1870) waren 3 und im darauffolgenden Schuljahre (W-S. 1870/71 + S-S. 1871), also im Kriegsjahr, 4 Studierende der Mathematik da und nur allmählich stieg in den folgenden Jahren ihre Zahl..." 

Seine Forschungsarbeiten jedoch erwiesen sich als erfolgversprechend. In kurzer Folge erschienen vier wichtige Arbeiten von ihm im Journal für Mathematik. Bereits im Sommer 1869 verfaßte er eine Abhandlung über die Integration der Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen, in der er neue Grenzbedingungen festlegte, die auf die nach ihm benannten Funktionen führten. Die dritte Arbeit aus dem November 1869 enthält die heute so bezeichnete Prymsche Formel.

6. Das mathematische Seminar

Als Prym 1872 einen ehrenvollen Ruf an die Universität Straßburg erhielt, konnte er erhebliche Verbesserungen der Studienbedingungen in Würzburg erzielen. Deshalb blieb er in Würzburg. In seinen Bleibeverhandlungen hatte er die Einrichtung eines mathematischen Seminars erreicht und finanzielle Mittel für die Prämierung begabter Studenten, für die Errichtung einer Seminarbibliothek und für einen Assistenten erhalten können.
Die von ihm vorgelegten Statuten des Seminars schlossen sich denen des mathematisch-physikalischen Seminars in München an und entsprachen "im wesentlichen den auf norddeutschen Universitäten (Berlin, Bonn, Breslau, Göttingen, Halle, Königsberg) üblichen ähnlichen Einrichtungen". 

Danach sollte das Seminar der Ausbildung von Mathematiklehrern an höheren Lehranstalten dienen und die Studierenden mit solchen Teilen der Mathematik bekanntmachen, die in den gewöhnlichen Vorlesungen nicht behandelt wurden, und überhaupt zur Hebung der Ausbildung beitragen. Das Seminar wurde in ein Unter- und ein Oberseminar gegliedert. Das Unterseminar sollte 2 Stunden wöchentlich Aufgaben aus der Elementarmathematik, der Differentialrechnung und der analytischen Geometrie behandeln. Dies wurde im wesentlichen einem Assistenten übertragen.

Der Etat des Seminars betrug 700 Gulden jährlich, davon waren 200 Gulden für Prämien vorgesehen, 200 Gulden für den Aufbau der Seminarbibliothek und 300 Gulden zur Besoldung eines Assistenten. Bis 1902 wurden regelmäßig Prämien in Höhe von 30 bis 100 Gulden je Student ausgegeben. 

Unter den Assistenten des mathematischen Seminars ragen Adolf Krazer (1858-1926), Robert Haußner (1863-1948) und Georg Rost (1870-1958) heraus. Alle drei wurden später selbst Professoren. Krazer und Rost arbeiteten eng und intensiv mit Prym zusammen. Ihre Beiträge zur Riemannschen Funktionentheorie sind untrennbar miteinander verbunden. In Georg Rost fand dann Prym einen Nachfolger, der für den Rest seines Lebens eng mit ihm zusammenarbeitete.

7. Entpflichtung und Tod

 Am 1. März 1909 bat Prym um Entpflichtung. Auf Wunsch des Ministeriums blieb er bis zum 6. Juli im Amt. Auch nach seiner Emeritierung arbeitete er weiter eng mit seinem Schüler Georg Rost zusammen. Beide widmeten ihre ganze Kraft den Prymschen Funktionen. Die Ergebnisse veröffentlichten sie 1911 in dem mit äußerster Sorgfalt abgefaßten Buch: "Theorie der Prymschen Funktionen erster Ordnung im Anschluß an die Schöpfungen Riemanns." Dieses Buch ließ Prym auf eigene Kosten drucken und in 1000 numerierten Exemplaren an ausgewählte Persönlichkeiten überreichen. Es stellt die Krönung seiner Arbeit dar.
Nach dem Erscheinen der Theorie der Prymschen Funktionen 1. Ordnung gingen Prym und Rost an die Entwicklung einer entsprechenden Theorie der Prymschen Funktionen n-ter Ordnung. Doch Prym blieb nicht mehr viel Zeit. 

Ende 1915 mußte er sich in Bonn einer Bruchoperation unterziehen. Nach der gelungenen Operation bekam er eine Gürtelrose. An ihren Folgen starb er am 15. Dezember 1915. Die Einäscherung fand auf seinen Wunsch in Mainz statt. An der Trauerfeier nahmen neben zahlreichen Trauergästen der Rektor der Universität Würzburg, der Dekan der Philosophischen Fakultät und der Oberbürgermeister der Stadt Würzburg teil. Die Beisetzung erfolgte in aller Stille auf dem Poppelsdorfer Friedhof. Krazer schrieb in seinem Nachruf: "Prym aber hatte das Glück, und das hat er in den letzten Jahren immer wieder als solches bekannt, in ungeschwächter Geistesschärfe und unverminderter Ausdauer an der ihm lieb gewordenen Arbeit bleiben zu können, bis ihm der Tod die Feder aus der Hand nahm."

8. Prym als Wissenschaftler

Über Pryms Arbeitsstil sagte Rost in seiner Gedenkrede bei der Einäscherung in Mainz: "Prym war kein Vielschreiber. Mit Verachtung hat er stets auf die Sturmflut der modernen mathematischen Produktion geblickt. Bei der Redaktion seiner wissenschaftlichen Arbeiten hat er sich die klassischen Schriften von Gauß zum Vorbild genommen. Mit äußerster Gewissenhaftigkeit hat er jede Arbeit Wort für Wort immer wieder geprüft, bis sie endlich für gut befunden und für druckreif erklärt wurde. Die Prymschen Arbeiten sind denn auch dem Inhalt wie der Form nach gleich vollendet." Die mathematischen Verdienste Pryms bestehen vor allem darin, die Ideen seines Lehrers Riemann den Mathematikern seiner Zeit zugänglich gemacht zu haben.

9. Prym als Hochschullehrer 


Prym bot ein breites Spektrum von Vorlesungen an. Krazer schrieb darüber: "Prym hat es nie als die Aufgabe solcher Vorlesungen angesehen, den Zuhörern eine möglichst große Menge des Wissenswerten mitzuteilen, sondern er begrenzte den Stoff ziemlich enge und vermied insbesondere Exkurse in die Geschichte oder Literatur des Gegenstandes. Namentlich die regelmäßig wiederkehrenden Vorlesungen waren in Inhalt, Methode und Form das Resultat sorgfältiger, jahrelanger Arbeit. Der Inhalt war bis in jede Einzelheit zuverlässig richtig, so daß auf ihn der Hörer unbesorgt weiterbauen konnte, die Methode war streng und hielt sich frei von allen Scheinbeweisen, die Form war klar, ohne 
Weitschweifigkeit und von einer Sorgfalt, wie wir sie sonst nur beim gedruckten Worte zu finden gewohnt sind. Diese Eigenschaften machten die Prymschen Vorlesungen von bedeutendem pädagogischen Werte."

Daß Prym an der Geschichte der Mathematik durchaus interessiert war, zeigt seine Rektoratsrede über das Thema: "Über die Entwickelung der griechischen Mathematik von ihren Anfängen bis zu ihrem Höhepunkte" aus dem Jahre 1898.

10. Prym als Bürger

Prym war ein wohlhabender Mann. Er hatte das ererbte Vermögen mit großem Geschick verwaltet. Und das Vermögen war ihm Verpflichtung. Nach dem Tode seiner Frau sorgte er durch die Luisa-Prym-Stiftung in Höhe von 100.000 Mark für die Genesung kranker Kinder von minderbemittelten Würzburger Eltern ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses. 20.000 Mark spendete er für die Hinterbliebenenkasse der Universität. Mit der 1912 errichteten Friedrich-Prym-Stiftung zur Förderung der Heranbildung junger Gelehrter in den Fächern der reinen und angewandten Mathematik bei der Universität Würzburg sorgte er auch über seinen Tod hinaus für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Würzburg. Durch Inflation und Währungsreform wurde allerdings die mit 20.000 Mark ausgestattete Stiftung abgewertet, so daß sie im Jahre 1951 mit einem Betrag von etwa 1000 DM in die Vereinigte Stipendien- und Preisstiftung der Universität Würzburg eingebracht wurde.

Seine Töchter setzten dieses Werk ihres Vaters fort, indem sie 1916 einen Betrag von 100.000 Mark für wohltätige Zwecke stifteten. Der Universität Würzburg schenkten sie die ganze mathematische Bibliothek ihres Vaters, "um das Andenken ihres Vaters an der Stätte, wo er 40 Jahre lang gewirkt hat, dauernd lebendig zu erhalten...". Sie wurde als "Friedrich Prymsche Bibliothek" im Sprechzimmer des mathematischen Seminars untergebracht. Bei der Zerstörung der Universität am 16. März 1945 wurde auch sie ein Opfer der Flammen.

11. Pryms Lebensstil

Die Gewissenhaftigkeit, die Pryms Arbeit prägte, war ihm auch in seinem Leben zu eigen. Er gab nach sorgfältiger Prüfung der Zusammenhänge großzügig. Seine Stiftungen waren das Ergebnis gründlicher Überlegungen. Seine Frau dagegen gab eher spontan. "Schenken, anderen eine Freude machen, war das Schönste für sie."

Bei seinem Aufenthalt in Italien hatte er 1865 seine Cousine Luisa Schmitz kennengelernt, die 1847 in Livorno geboren war. Er heiratete sie 1867. Aus der Ehe gingen vier Töchter, Wilhelmine, Frieda, Jenny und Erna hervor. Luisa Prym war eine treu sorgende und liebevolle Ehefrau und Mutter, die nach der Schilderung einer Enkelin trotz schwerer Gicht immer fröhlich und beweglich war. Sie starb 1907 in Würzburg.

Suchte Prym fachlich engen Kontakt mit Kollegen, so lebte er privat doch recht zurückgezogen. Eine gewisse Spießigkeit der Würzburger stieß ihn ab. Seine Tochter berichtet: "Es fehlte dort an Menschen, die großzügig und unabhängig ihr Leben gestalten konnten, wie er das als Fabrikantensohn vom Rhein her gewohnt war. 

Als höchstem Steuerzahler der Stadt wurde ihm ein gewisses, aus Neugier und Neid gemischtes Interesse entgegengebracht, was ihn nicht gerade angenehm berührte." 

Ganz anders jedoch war das Verhältnis zu seinen Schülern: Für sie war er nicht nur Lehrer, sondern stets ein väterlicher Freund, wie Rost dankbar betonte. Rost würdigte seinen Lehrer Friedrich Prym: "Durchdrungen von der Bedeutung seiner Wissenschaft hat er es verstanden, in seinen Schülern, zu denen ich mich mit Stolz zähle, Begeisterung zu erwecken und eine stattliche Anzahl von tüchtigen Lehrern und Gelehrten heranzubilden. Durch seinen klaren fesselnden Vortrag und sein verständnisvolles Eingehen auf die Individualität des Einzelnen erzielte er unter Einsetzung seiner ganzen Persönlichkeit die schönsten Lehrerfolge. So hat die Saat, die Prym an unserer Hochschule in mühevollem, oft aussichtslos erscheinendem Ringen gesät, reiche Frucht getragen. Durch seine ausgezeichnete Lehrbegabung, seine große pädagogische Kunst hat er das Studium der Mathematik bei uns zur Blüte gebracht."

12. Ehrungen


Die Würzburger nannten bereits zu seinen Lebzeiten die Straße, in der sein Haus stand, Prymstraße. Anläßlich seines 70. Geburtstages wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Würzburg ernannt. Sie würdigte damit sein Engagement für die Bürger dieser Stadt durch die Errichtung bedeutender Stiftungen und die großzügige Förderung zahlreicher Projekte. 

Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden durch Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen anerkannt: Er war korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen und Ehrenmitglied der physikalisch medizinischen Gesellschaft in Erlangen. Noch heute heißt ein bestimmten Typ komplexer Funktionen, deren Bedeutung er entdeckt hat, Prymsche Funktionen. 

In der Universität genoß er hohes Ansehen. An der Philosophischen Fakultät war er zweimal Dekan (1876/77 und 1894/95), im akademischen Jahr 1897/98 war er dann Rektor der Universität. Seit 1903 trug er den Titel "Geheimer Hofrat". Anläßlich seines 50. Doktorjubiläums ehrte ihn die Universität mit der goldenen Ehrenmünze. Die Würzburger Studenten dankten ihm bei seiner Entpflichtung mit einem Fackelzug, der mehr Interesse bei den Würzburgern gefunden haben soll als der Kilianifestzug.

Biographisches über Friedrich Prym

Adolf Krazer: Friedrich Prym, Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung, 25, 1917, S. 1-15
Hans-Joachim Vollrath: Friedrich Prym (1841-1915) , In: P. Baumgart (Hrsg.) Lebensbilder bedeutender Würzburger Professoren, Neustadt/Aisch (Degener), 1995, S. 158-177
Reiner Wald: Drei bedeutende Mathematiker, die in Düren geboren wurden, Friedrich Prym, Dürener Geschichtsblätter, Mitteilungen des Dürener Geschichtsvereins, Nr. 55/56, 1970, S. 1361-1385
Franz Willems: Prym, Geschichte und Genealogie, Wiesbaden (Pressler) 1968, S. 254-260



Hans-Joachim Vollrath